Einführung

Dieser Text ist ein Auszug aus dem Kurs “Ängstliche Hunde Spezial – Deprivation”. Weitere Informationen zum Kurs und zur Buchung findest du in der Kursübersicht.

Herzlich Willkommen beim Onlinekurs

Ängstliche Hunde Spezial – Deprivation

Ich freue mich, dass du hier bist.

Als Birgit Laser und ich 2013 das Buch „Leben will gelernt sein – So helfen Sie Ihrem Hund, Versäumtes wettzumachen“ geschrieben haben, waren wir unserer Zeit weit voraus, denn das Thema war in der Hundewelt noch recht unbekannt.

Deprivation bei Hunden bedeutet, dass Hunde unter Reizmangel aufwachsen. Das ist kein modernes Phänomen, denn schlechte Aufzuchtbedingungen gibt es schon immer. Hunde, die unter den Folgen von Deprivation leiden, fallen heute allerdings viel mehr auf, da sie mit Defiziten in Umweltsicherheit und einem gestörten Sozialverhalten in unserer modernen Welt vor größere Herausforderungen gestellt werden, als es früher der Fall war.

Die Erwartungshaltung – die wir, als auch die Gesellschaft an die Hunde stellt – ist heute viel ausgeprägter und facettenreicher geworden. Hunde fahren mit uns in den Urlaub, fahren Bus und Bahn und gehen mit ihren Menschen in belebten Innenstädten einkaufen. Sie gehen mit ins Restaurant oder Büro und sollen Schulhund oder Therapiehund sein. Leider können viele Hunde diese Ansprüche nicht erfüllen, insbesondere nicht, wenn sie depriviert aufgewachsen sind.

Mein erster Hund lebte den Großteil seines ersten Lebensjahres in Wohnungshaltung und war nur mit dem häuslichen Umfeld vertraut. Draußen war nur bekannt, was vom Balkon aus zu sehen und zu hören war, denn Spaziergänge kannte der Hund nicht.

Damals verstand ich nicht, warum mein Hund vor so vielen „normalen Dingen“ ängstliches Verhalten zeigte. Heute weiß ich: Der kleine Mischling hatte klare Anzeichen eines Deprivationssyndroms.

Viele Jahre danach war ich Pflegestelle für Hunde aus dem Tierschutz. Mein Hund Ivey kam im Alter von 6 Monaten mit starkem Deprivationssyndrom als Pflegehund zu mir. Er blieb bei mir, da das Ausmaß seiner Ängste sehr groß war. Nach 6 Monaten intensivem Training hatte ich ihn so sehr ins Herz geschlossen, dass eine Vermittlung für mich unmöglich war. Damals habe ich lange vergebens nach Trainerkolleg*innen gesucht, die mir bei unseren Problemen helfen konnten.

Dann stieß ich auf die verhaltenstherapeutische Tierärztin Maria Hense.

Ich schickte Maria meine Aufzeichnungen von Ivey und kam mir mit meiner Laiendiagnose: „Gibt es Hospitalismus bei Hunden?“ schon ein wenig verrückt vor.

Hospitalismus

Unter dem Begriff Hospitalismus versteht man in der Psychologie allgemein die körperlichen und seelischen Beeinträchtigungen, die durch soziale und emotionale Vernachlässigung entstehen, früher auch als Kasper-Hauser-Syndrom bekannt.

Zum Glück fand Maria meine Frage gar nicht verrückt und bestätigte: Ja, Hunde können unter Hospitalismus leiden, jedoch spricht man hierbei von „Deprivation“. Auch Maria hatte sich, aufgrund ihres eigenen Angsthundes, intensiv mit dem Thema befasst und war überzeugt, dass Deprivation starke Auswirkungen auf das restliche Leben eines Hundes haben kann.

Das war der Startschuss für monatelange Recherche, Gespräche mit Veterinärämtern, Tierarztpraxen und Trainerkolleg*innen. Es dauerte ein Jahr, all das Wissen zusammen mit Birgit Laser zu einem Buch zu bündeln und seither ist Deprivation bei Hunden zu einem immer bekannteren Begriff geworden. Wissenschaftliche Quellen und fundierte Infos zu diesem Thema sind leider sehr rar. Da ich weiter zur Aufklärung beitragen möchte, ist dieser Kurs als Ergänzung zum Buch von Birgit und mir entstanden.

Für wen ist also dieser Kurs?

Falls dein Hund einen schlechten Start ins Leben hatte und unter Ängsten leidet, bist du in diesem Kurs richtig. Hier werden wir gemeinsam beleuchten, ob Deprivation die Ursache dafür ist.

Ein schlechter Start ins Leben ist immer dann gegeben, wenn Hunde in schlechter Haltung groß wurden oder unter mangelnder Fürsorge litten. Dies gilt auch für Hunde, die in ihrer Entwicklung wichtige Erfahrungen nicht machen konnten, die sie benötigen, um gut auf ihr zukünftiges Leben vorbereitet zu werden.

Dieser Kurs soll dir an erster Stelle eine Diagnosehilfe sein, damit du eingrenzen kannst, ob dein Hund ein Deprivationssyndrom hat. Wenn dein Hund ein Angsthund ist, bei dem die Ursachen für seine Ängste unklar sind, finden wir hier gemeinsam heraus, ob Deprivation etwas damit zu tun hat.

Letztendlich ist wichtig, dass du die emotionale Schieflage deines Hundes erkennst und ihm hilfst, sich besser zu fühlen. Die Angst deines Hundes vermindert seine Lebensqualität, daher besteht unbedingt Handlungsbedarf.

Im Verlauf des Kurses helfe ich dir, anhand der häufigsten Symptome, die durch Deprivation entstehen können, das Verhalten deines Hundes besser einordnen zu können und ihn besser zu verstehen. Ich erläutere dir Maßnahmen, mit denen du deinen Hund unterstützen kannst und ihm hilfst seine Ängste nach und nach abzubauen.

Die Auswirkung von Deprivation ist sehr vielfältig und stark vom Individuum abhängig, daher kann dieser Kurs nur einen groben Einblick in das Thema bieten. Dieser Kurs ersetzt kein gezieltes Training und kann auch die individuellen Probleme deines Hundes nicht berücksichtigen, denn jeder Hund ist einzigartig und hat seine ganz eigene Geschichte.

Los geht’s – beleuchten wir nun gemeinsam die Geschichte deines Hundes und tauchen in das Thema ein.

Alle Angaben in diesem Kurs erfolgen nach bestem Wissen und Gewissen. Sorgfalt bei der Umsetzung der Anleitungen ist dennoch geboten. Die Herausgeber*innen und die Autor*innen des Kurses übernehmen keinerlei Haftung für Personen-, Sach- oder Vermögensschäden, die aus der Anwendung der vorgestellten Materialien und Methoden entstehen können.

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